Bei der neuen Version sei darauf verwiesen, dass es sich dabei noch um eine Entwicklungsversion handelt. Ein Einsatz im Live-Betrieb ist daher aktuell noch nicht möglich. Eines sei an dieser Stelle jedoch bereits vorab erwähnt: Im Vergleich zu den ersten Ansätze von Magento 2 hat sich hier enorm etwas getan, so dass man im Prinzip schon fast von einem Quantensprung sprechen kann. Sehr erfreulich dabei ist, dass die Entwicklung absolut in die richtige Richtung geht und sich Magento damit zukünftig noch stärker in Richtung Enterprise-System bewegen wird. Aber alles der Reihe nach….
Was ändert sich zukünftig für Shopbetreiber?
Das Magento Team macht mit der Version 2 einen enormen Schritt, bei dem kaum ein Stein auf dem anderen behalten wird. Die meisten Änderungen finden dabei - wie immer - im Hintergrund statt. Dies war auch durchaus nötig, um eine noch bessere Performance und Wartbarkeit des Shopsystems zu erreichen. Aktuell geht man von Performanceverbesserungen gegenüber der Version 1 von rund 20 % aus, was in der Praxis vielfach doch enorm sein dürfte.
Durch die umfassenden Änderungen werden jedoch bisherige Magento Module leider nicht mehr kompatibel zu Magento 2 sein. Folglich wird einer großer Teil der bestehenden Extensions für Magento 2 angepasst werden müssen. Hier wird in jedem Fall die aktive Mitarbeit der Magento Entwickler bzw. der Community gefragt sein, da bis dato bei Magento Connect keine Maintainer für Magento Extensions existieren. Magento 2 wird aufgrund der mitunter doch enormen Änderungen nicht abwärtskompatibel sein. Daher wird es ein Migrations-Tool für Magento 2 geben, mit dem die Datenübernahme aus bestehenden Magento Installationen vereinfacht werden soll.
Da Magento viele der Altlasten verbessert bzw. ausgetauscht hat, ist bei den neuen Modulen auch eine zum Teil signifikant bessere Performance zu erwarten und - was auch enormen Mehrwert bieten wird - bessere Wartbarkeit. Ein weiterer Vorteil davon liegt in der Tatsache, dass sich Tests, die bis dato sehr komplex sind, in Zukunft leichter umsetzten lassen.
Im Backend erwartet die User eine braune Oberfläche. Die Bedienelemente erinnern dabei stark an Twitter Bootstrap. Dennoch wird darauf nicht zurückgegriffen, sondern es wird auf eine vom Magento-Team entwickelte und gestaltete Oberfläche gesetzt.

Was ändert sich für die Frontend-Entwickler?
- Prototype JS wird durch das beliebtere und weiter verbreitete jQuery JavaScript ersetzt. Darüber werden Sich die Frontend-Entwickler ziemlich freuen, denn mit dieser Änderung ist es leichter möglich, dynamische und moderne Module für Magento zu entwickeln.
- Im neuen Magento 2 müssen HTML und PHP nicht mehr vermischt werden, sondern man kann - so wie es derzeit aussieht - auf die Technologie der Template Engine Twig zurückgreifen. Dieser Punkt wird derzeit noch stark diskutiert. Derzeit wird jedoch Twig mit installiert. Twig ist eine moderne, sehr schnelle und sichere Template Engine für PHP, die u.a. auch bei Drupal 8 eingesetzt wird.

Was ändert sich für die Backend-Entwickler?
- Entfernen der Übersetzungsfunktion __() aus allen Model und Interfaces. Diese Funktion wurde durch eine Globale Funktion __() ersetzt.
- Einsatz des PSR-0 und PSR-1 Coding Standards im ganzen Quelltext.
- Alle XML-Dateien können mit Hilfe von XML Schema Definition validiert werden
- Einsatz vom Dependeny Injection Container aus dem Zend Framework 2. Dadurch lässt sich bei PHPUnit Tests eine signifikant höhere Testabdeckung gegenüber der Vorgängerversion erreichen.
- Es wurden alle Klassen, die mit Mage beginnen in \ Magento umbenannt.
- Im selben Zug wurden alle langen Klassennamen in kurze Klassennamen – in Verbindung des Einsatzes von PHP Namespaces – unbenannt.
- Die neue Version unterstützt die neuen PHP-Version 5.4 und 5.5
- Es wird zukünftig eine stark erweiterte Dokumentation geben, was sicherlich ein Großteil der Magento-Entwickler enorm begrüßen dürfte.
- Auch bei Konfiguration kann man davon ausgehen, einiges an Zeit und Aufwand zukünftig einsparen zu können.
- Magento bietet aktuelle bereits umfangreichste Schnittstellen (SOAP und XML-RPC) an, die in Version 2 noch um JSON-RPC und REST ergänzt werden.
- Im Bereich der Datenbanken werden zukünftig neben mySQL auch Oracle, Microsoft SQL Server und PostgreSQL unterstützt - darüber hinaus wird über die Integration von MongoDB spekuliert.

Fazit
Die derzeitigen Entwicklungen verlaufen eindeutig in die richtige Richtung. Leider lässt sich im Moment noch nicht genau sagen wann die finale Version veröffentlicht wird. Was den Erfolg von Magento 2 angeht, sind wir anhand der aktuellen Tendenzen aber äußerst optimistisch oder mit anderen Worten: Durch das Release von Magento 2 - werden aktuelle Trends im Bereich der Softwarearchitektur aufgegriffen und konsequent verfolgt, wodurch am Ende ein deutlicher Schritt hin zu noch mehr Enterprisetauglichkeit erfolgen wird. Dadurch werden dem einen oder andere Mitbewerber zukünftig sicherlich noch ein paar weitere graue Haare mehr wachsen…. Aktuell würden wir aber mal davon ausgehen, dass eine erste Magento 2 Version nicht vor Mitte 2014 zu erwarten ist. Einen produktiven Einsatz würden wir aktuell frühestens Ende 2014 prognostizieren. Vielleicht erleben wir aber auch eine Überraschung….