Denn die Praxis zeigt leider, dass das immer wieder gemacht wird. Da ist sie dann, die schöne Site, fertig gebaut und befüllt und online gestellt. Und dann möchte man sozusagen als Sahnehäubchen noch die Suchmaschinen-Optimierung draufsetzen. Wenn dann der SEO-Dienstleister eine Liste aufstellt, was alles wieder geändert werden muss, ist die Enttäuschung vorprogrammiert.
Warum? Weil die Suchmaschinen-Optimierung sich nicht wie das Sahnehäubchen auf den Kuchen legen lässt, wenn dieser fertig gebacken ist. Im Gegenteil: Die Suchmaschinen-Optimierung muss Bestandteil der Programmierung und der Textgestaltung sein, also bereits in den Teig eingerührt sein, bevor der Kuchen ins Rohr geschoben wird. Dass weitere SEO-Aktivitäten später dazu beitragen können, den fertig gebackenen Kuchen weiter zu verfeinern, steht auf einem anderen Blatt Papier.
Beispiel 1: URLs
Wenn die Seiten mit bestimmten URLs ins Netz gestellt wurden, ist es nicht mehr so einfach, diese nachträglich in eine suchmaschinenoptimierte Form zu bringen. Denn die Seiten befinden sich meist schon im Index der Suchmaschinen, auch wenn sie möglicherweise noch auf hinteren Positionen angezeigt werden. Ändert man nun nachträglich die URL, laufen die Links ins Leere. Denn die Suchmaschinen sind nicht besonders schnell damit, alte Seiten wieder aus dem Index zu entfernen.
Natürlich gibt es eine Lösung für dieses Problem, nämlich die 301-Umleitungen.
Diese müssen aber manuell eingerichtet werden, d.h. man muss eine Liste aus bisheriger und zukünftiger URL erstellen und an die richtige Stelle auf dem Server schieben. Wer schlau ist, versucht also, sich diese Arbeit zumindest für vorübergehend verwendete URLs zu sparen. Und dabei ist ein gewisser Egoismus durchaus nützlich, denn die Suchmaschinen könnten es unter Umständen falsch verstehen, wenn relativ kurz hintereinander mehrere Änderungen der URLs durchgeführt werden. Das riecht nämlich nach Spam....
Und noch ein anderer Aspekt zum Thema URLs und Umleitung verbietet eine nachgelagerte Suchmaschinen-Optimierung: Die Seiten, die mit dem Relaunch vom Netz genommen werden, sollten natürlich auch auf neue Seiten umgeleitet werden. Woher bekommt man die Liste der alten URLs? Natürlich aus dem Web, so lange die alten Seiten noch online sind! Und wenn kurz vor dem Go-Live auch die neuen URLs in der Entwicklungsumgebung schon passen, muss die Mapping-Liste der URLs nur ein Mal erstellt werden.
Beispiel 2: Schlüsselwörter
Diese Schlüsselwörter sollen im Titel, in der URL und in den Texten vorkommen. Wer aber erst Texte schreibt und veröffentlicht und danach erst die Keywort-Recherche unternimmt, bringt wiederum die Suchmaschinen durcheinander und macht sich doppelte Arbeit.
Gerade bei einem Online-Shop sind Schlüsselwörter meist schon ganz an Anfang wichtig, wenn es nämlich um die Festlegung der Kategorien und der Navigationsstruktur geht. Hier kann man sich unter Umständen ziemlich lange aufhalten, bis man eine gute Lösung gefunden hat, die möglichst viele Erwartungen und Vorlieben abdeckt. Wenn ich in meinem Shop beispielsweise Kopfkissen verkaufe, mag es zwar für mich ganz logisch sein, dass meine Kategorie auch so heißt. Wenn ich aber damit auch in Österreich Geschäfte machen möchte, sollte ich wissen, dass man dort sein Haupt zur Nachtruhe auf ein Kopfpolster bettet. Wenn es zu einem Begriff also Synonyme gibt, müssen diese bei der Suchmaschinen-Optimierung berücksichtigt werden. Je mehr es sind, desto besser muss man sie auf verschiedene Stellen verteilen - je früher, desto besser.
Fazit
Die Suchmaschinen-Optimierung muss fester Bestandteil des Projektplans sein. Sie muss in die Realisierung integriert werden und sollte idealerweise bereits in das Konzept eingeflossen sein, sofern es sich um eine größere Site oder einen Shop handelt.
Das bedeutet zwar nicht, dass man nicht auch noch nachträglich eine Suchmaschinen-Optimierung durchführen kann. Sie wird aber aufwändiger. Denn es ist ja eine alte Regel in der Software-Entwicklung, dass Änderungen umso teuerer werden, je später sie im Projektablauf bekannt werden.