Ab dem 1. Februar 2014 gilt der neue Standard SEPA für den Zahlungsverkehr in insgesamt 32 Ländern. Doch sind deutsche Unternehmen für die Umstellung bereits ausreichend gerüstet? Dr. Ernst Stahl, Director Research bei Ibi Research, betont, dass Shop-Betreiber vorsorgen und sich auf die Umstellung vorbereiten sollten.

- Quelle: https://www.sepadeutschland.de/sepa-fuer-unternehmen-und-handel
SEPA und die Auswirkungen auf E-Commerce-Unternehmen und Versender
Fest steht: An SEPA kommt kein Online-Händler vorbei. Fast 40 Prozent der deutschen Onlineshops ermöglichen derzeit ihren Kunden die Zahlung per Lastschrift. Da bei Lastschriften vergleichsweise geringere Kosten anfallen, ist dies für Online-Händler sehr verlockend. Im Moment funktionieren Online-Einzugsermächtigungen ohne Unterschrift des Kunden. Die Lastschriften werden von Banken jedoch nur geduldet. In einem Streitfall ist die Duldung naturgemäß nicht hundertprozentig garantiert. Wie sich nach Einführung der SEPA-Lastschrift im Februar 2014 Banken verhalten werden, bleibt offen. Laut Inkassovereinbarung wird auch bei SEPA-Lastschriften eine schriftliche Einwilligung des Kunden benötigt. Shop-Betreiber sollten also vorsorgen und mit ihrer Bank Rücksprache halten. Wer die fristgerechte SEPA-Umstellung verpasst, muss mit Zahlungsausfällen rechnen.
SEPA tangiert nahezu alle Abteilungen eines Unternehmens – denn Kontonummer und Bankleitzahl sind bald überholt. Ob die Bankverbindung von Mitarbeitern, der Briefkopf eines Unternehmens oder das Impressum auf der Website – die Auswirkungen sind vielseitig und dürfen nicht unterschätzt werden. Zudem sind auch die Finanzabteilung, Kundenbetreuung und die IT betroffen, die sich auf die Änderungen einstellen müssen.
Die aktuelle Studie „SEPA-Umsetzung in Deutschland“ zeigt, dass sich bislang noch viel zu wenige Unternehmen mit dem Thema SEPA intensiv beschäftigen. So ist einem knappen Drittel SEPA noch gar nicht bewusst, 26 Prozent haben nur eine vage Vorstellung und 6 Prozent haben von SEPA noch nie gehört.

Quelle: www.blicklog.com

Quelle: Internetworld - SEPA scheint noch weit weg
Auch der Kundenservice steht vor großen Herausforderungen, denn viele Verbraucher haben bis dato von SEPA noch nichts gehört. Folglich müssen Kundenservice-Abteilungen rechtzeitig geschult werden, um Kundenanfragen kompetent beantworten zu können.
Trends beim Payment für Onlineshop-Betreiber
Unbestritten ist, dass die Auswahl an angebotenen Zahlungsverfahren einen wichtigen Erfolgsfaktor für einen Online-Shop darstellt. Anhand der Studie „Erfolgsfaktor Payment“ wurde deutlich, dass neun von zehn Kunden den Online-Einkauf abbrechen, wenn beim Checkout-Vorgang festgestellt wird, dass nur die Vorkasse als Bezahlverfahren angeboten wird. Das Konsumverhalten der Kunden hat sich an Bezahlverfahren gewöhnt und viele erwarten diese auch beim Online-Einkauf. In diesem Zusammenhang konnte mit der Studie belegt werden, dass mit den sechs am häufigsten eingesetzten Bezahlmethoden Rechnung, Vorkasse, Kreditkarte, Paypal, Lastschrift und Sofortüberweisung die Kaufabbruchquote gegen null geht.

Quelle: Ibi Research 2013
GDie daraus gewonnenen Erkenntnisse zu den beliebtesten Zahlungsmethoden sind für Online-Händler nützlich, ihre Webshops gemäß den Kundenwünschen anzupassen. So brechen viele potentielle Kunden den Kaufvorgang ab, weil sie das für sie passende Zahlungsverfahren nicht finden.

Quelle: Ibi Research 2013
Magento Shops – fit für SEPA
Da sich das amerikanische Produkt Magento nicht an europäische Regelungen anpasst, sind Shop-Betreiber und betreuende Agenturen gefragt aktiv zu werden. So soll eine reibungslose Umstellung bis Februar 2014 erfolgen. Die zahlreichen Features und individuellen Eigenschaften von Magento-Shops erschweren es enorm, eine To-Do-Liste zu erstellen, an der sich Shop-Betreiber bei der SEPA-Umstellung orientieren können. Dennoch können hier Anregungen gegeben und eine allgemeine SEPA-To-Do-Liste für Onlineshop-Betreiber genannt werden, die beachtet werden muss:
- Beantragen Sie eine Gläubiger-ID. Für weitere Informationen klicken Sie bitte hier.
- Ergänzen Sie Ihre Verkaufs- und Transaktions-E-Mails bei Lastschriften um Gläubiger-ID, Mandatsreferenz und Fälligkeitsdatum. Beachten Sie dabei Vorlauffristen und Bankgeschäftstage.
- Integrieren Sie Lastschriftenmandate in den Workflow und beachten Sie dabei die Regelungen zum e-Mandat.
- Beachten Sie mögliche Abweichungen zwischen Käufer und Kontoinhaber. Hier gibt es spezielle Mandate. Hier könnte beispielsweise ein Pflichtfeld „E-Mail-Adresse Kontoinhaber“ die Lösung sein.
- Halten Sie Mandate in allen relevanten Sprachen bereit.
- Begrenzen Sie bei Buchungen den Verwendungszweck auf 140 Zeichen.
- SEPA erfordert ein neues Datenformat für die Kommunikation mit der Bank: Stellen Sie Banken Daten im XML-Format zur Verfügung. Für weitere Informationen klicken Sie bitte hier.
- Stellen Sie eine zentrale Informationsseite zu den Zahlverfahren zur Verfügung: Hier können Sie auf die Frist bis zur Fälligkeit von Lastschriften hinweisen.
- Teilen Sie Ihren Gechäftspartnern die SEPA-Kontoverbindung mit (IBAN, BIC).
- Validierungsregeln für IBAN und BIC müssen auch die längeren Nummern und Buchstaben akzeptieren.
- Entfernen Sie die Validierungsregeln für Kontonummer und Bankleitzahl.
- Entfernen Sie die Felder für Kontonummer und Bankleitzahl.
- Stellen Sie Informationen über den Zeitraum zwischen Vorabankündigung (Pre-Notification) und Fälligkeitsdatum spätestens in der Bestellbestätigung – noch besser im Shop selbst – zur Verfügung.
- Checken Sie die SEPA-Kontoinformationen ihrer Geschäftspartner.
- Berücksichtigen Sie die Informationen für die SEPA-Lastschriften: Einpflegen in ERP-Systeme, Test der SEPA-Lastschrift vor endgültiger Abschaltung.
- Kontrollieren Sie, ob IBAN und BIC in allen Geschäftsunterlagen – Briefkopf, Formulare, Internetpräsenz, Seiten mit Zahlungsinformationen im Shop, etc. – übernommen wurden.
- Passen Sie Ihre Software den Erfordernissen von SEPA an.
- Stellen Sie alle Abrechnungsprogramme auf den SEPA-Standard um.
- Verwalten Sie die Mandate für SEPA-Lastschriften.
- Wandeln Sie bestehende Lastschriftmandate in SEPA-Mandate um.
- Implementieren Sie die Abfrage von IBAN (und BIC) im Checkout.
Hinterlegte Kontodaten von Kunden sind somit ohne Konvertierung nicht mehr brauchbar. Konvertierungen können Fehler erzeugen. Eine mögliche Lösung wäre ein Software-Modul im Online-Shop, das Bestandskunden vor dem Auslösen der ersten Zahlung nach der SEPA-Umstellung um eine Kontrolle der Bankverbindung bittet. Auch die Schnittstellen zu Zahlungsanbietern oder Payment-Service-Providern müssen aktualisiert werden.
SEPA und das 1x1 für Onlineshop-Betreiber
Durch die SEPA-Verordnung wird ein einheitliches Format für den bargeldlosen Zahlungsverkehr im Euroraum geschaffen. Durch die Umstellung wird eine vollautomatisierte Verarbeitung des Zahlungsprozesses realisiert und eine Datenweitergabe ohne manuelle Eingriffe ermöglicht.
Vorteile, Änderungen und Chancen durch SEPA für den Online-Handel im Überblick:
- Die Umstellung bedeutet für Online-Händler in den SEPA-Mitgliedsstaaten u.a. eine Verbesserung hinsichtlich des Aufwands für Formatpflege und Systemverwaltung. Grund dafür ist, dass das Geflecht der nationalen Zahlungsverkehrsformate nach dem 1. Februar 2016 durch das SEPA-Format komplett ersetzt wird. Das bedeutet konkret, dass durch die SEPA-Umstellung neue potentielle Märkte für bisher nur national aufgestellte Onlineshops gewonnen werden können. Folglich wird ein grenzüberschreitender Online-Handel möglich.
- Zudem wird es durch SEPA ermöglicht künftig alle Euro-Transaktionen über ein einziges Konto abzuwickeln. Folglich ist es für Online-Shops und E-Commerce-Unternehmen möglich, ihren Kunden die Bezahlung per SEPA-Lastschrift anzubieten. Bisher war dies nur für nationale Kunden verfügbar bzw. musste eine Kontoeröffnung im Ausland getätigt werden. Ab 1. Februar 2014 löst die SEPA-Überweisung das nationale Überweisungsverfahren in den Euroländern endgültig ab.
- Durch das SEPA-Verfahren wird auch die Dauer des Zahlungseingangs auf dem Empfängerkonto verkürzt. Aus dem schnelleren Zahlungseingang folgt ein schnellerer Versand der Ware an den Kunden. Dies gilt in allen SEPA-Teilnehmerländern und stellt einen klaren Vorteil im E-Commerce dar.
- In Zukunft müssen bei sämtlichen Vertragsabschlüssen sogenannte SEPA-Mandate verwendet werden. Eine rechtssichere Lösung für die Gültigkeit von bestehenden Mandaten für wiederkehrende Lastschriften nach dem 1. Februar 2014 wurde erst durch das Urteil des BGH vom 20. Juli 2010 (XI ZR 236/07) möglich. Durch eine Änderung der Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) zwischen dem Zahler und seinem Zahlungsdienstleister können weiterhin bestehende Einzugsermächtigungen als SEPA-Lastschriftenmandat verwendet werden.
- Bei SEPA-Lastschriften ist zukünftig eine Rückbuchung bis zu 13 Monaten möglich. Faktisch ist die Rückbuchung von Lastschriften bereits nach aktuellem Stand bis zu 13 Monate möglich. Somit ändert sich nicht wirklich viel. Der Kunde hat bereits jetzt innerhalb von 13 Monaten das Recht zum Widerspruch bei unautorisierten Zahlungen. Welche Zahlung unautorisiert ist, entscheidet letzten Endes der Kunde selbst.
Fazit
Mittlerweile ist der Markt für E-Commerce Payment unüberschaubar geworden. Im Jahr 2013 ist eine weiter starke Entwicklung in diesem Segment absehbar. Bei der Umstellung sollte man sich in keinem Fall darauf verlassen, dass Bank oder Software-Anbieter auf SEPA umstellen und man der Arbeit ausweichen kann. „Je größer ein Unternehmen ist und je integrierter und automatisierter die Zahlungs- und daraus abgeleitete Folgeprozesse, desto eher sollten Unternehmen die Auswirkungen prüfen. „Wer sich heute nicht mit SEPA befassen will, sollte diese Entscheidung bewusst treffen“, so der Betriebswirt und Bankkaufmann Dirk Elsner.
Online-Händler bieten ihren Kunden im Schnitt vier bis fünf Zahlungsverfahren an, zwischen denen sie wählen können: Neben klassischen Zahlungsmitteln wie dem Kauf per Lastschrift können sich die Online-Kunden zwischen dem Kauf auf Rechnung oder per Vorkasse gegen Überweisung entscheiden. Allerdings sind nicht alle Verfahren von SEPA betroffen. Beim Kauf per Kreditkarte oder bei der Nutzung von Diensten wie Paypal ändert sich im Verhältnis nicht viel. „Neben den Lastschriftverfahren dürften alle Verfahren in denen Kunden sperrige SEPA-Nummern (…) selbst erfassen müssen, zu den Verlierern gehören“, so Elsner. Dabei spielt auch die Usability eine wichtige Rolle. Für Händler sind vor allem die Schlüsselfaktoren „Kosten“ und „Verteilung der Ausfallrisikien“ wichtig. Für Unternehmen erscheint es daher wichtig ihre Handlungsoptionen zu bewerten.
Abschließend bleibt zu sagen,dass die SEPA-Umstellung Einfluss auf den Online-Handel nimmt. Shop-Betreiber sollten also schnellstmöglich vorsorgen und sich auf die Änderungen einstellen.