Ab 2027 wird der Digitale Produktpass (DPP) für erste Produktkategorien in der EU verpflichtend. Er ist ein zentrales Element der Ecodesign for Sustainable Products Regulation (ESPR), die Teil des EU Green Deal ist, und soll die Basis für eine nachhaltige und kreislauforientierte Wirtschaft schaffen.
Der DPP bündelt digitale Informationen zu einem Produkt über seinen gesamten Lebenszyklus – von der Herstellung bis zur Entsorgung. Dazu gehören u. a. Angaben zur Materialzusammensetzung, zum CO₂-Fußabdruck, zur Reparierbarkeit und zur Recyclingfähigkeit. Diese Daten werden über einen Unique Product Identifier (UPI) wie einen QR-Code oder RFID-Chip zugänglich gemacht (Fraunhofer).
Für Unternehmen bedeutet das: „No passport, no market access.“
Produkte ohne DPP dürfen künftig nicht mehr im EU-Binnenmarkt vertrieben werden (VCI).
Warum jetzt Handeln entscheidend ist
Der Zeitplan ist ambitioniert: Für Unternehmen bleiben nur etwa zwei Jahre, um sich auf die neuen Anforderungen vorzubereiten. Der Batteriepass, der ab 18. Februar 2027 für alle Elektrofahrzeug- und Industriebatterien mit mehr als 2 kWh verpflichtend wird, ist der erste große Praxistest und gibt einen Vorgeschmack auf die kommenden Anforderungen (Fraunhofer).
Die Einführung erfolgt stufenweise und betrifft in den nächsten Jahren weitere Branchen:

Besonders wichtig: Auch Zulieferer sind verpflichtet, relevante Daten bereitzustellen. Ohne diese Daten lässt sich ein vollständiger DPP für das Endprodukt nicht erstellen. Unternehmen in der Lieferkette müssen daher frühzeitig prüfen, welche Informationen sie liefern können und welche Prozesse dafür angepasst werden müssen (Fluxy.One).
Webcast – alles, was Sie über den digitalen Produktpass der EU (DPP) wissen sollten.
Herausforderungen für Unternehmen
Die Einführung des DPP ist kein reines IT-Projekt. Sie erfordert einen ganzheitlichen Ansatz, der Daten, Prozesse und Organisation umfasst.
1. Datenintegration und -qualität
Oft liegen die relevanten Informationen in isolierten Systemen wie ERP, PIM oder PLM. Hinzu kommen externe Zertifikate oder manuelle Prozesse. Die größte Hürde ist die Konsolidierung und Standardisierung dieser Datensilos. Standards wie die Asset Administration Shell (AAS) und ECLASS sind entscheidend, um Daten interoperabel auszutauschen.
2. Zusammenarbeit in der Lieferkette
Der DPP macht die gesamte Wertschöpfungskette transparent. Unternehmen sind darauf angewiesen, dass auch ihre Zulieferer Daten in der geforderten Qualität und im richtigen Format bereitstellen.
3. Organisatorische Verankerung
Der DPP betrifft nicht nur IT-Abteilungen, sondern auch Produktmanagement, Einkauf, Produktion und Compliance. Das Thema muss deshalb auf Managementebene verankert werden.
4. Regulatorische Unsicherheit
Da nicht alle Details der EU-Verordnung final definiert sind, neigen Unternehmen dazu, abzuwarten. Dieses Zögern kann jedoch gefährlich sein – wer zu spät startet, riskiert Zeitdruck und hohe Kosten in der Umsetzungsphase.
Chancen durch den DPP
Viele sehen den DPP zunächst als bürokratische Pflicht. Bei strategischer Herangehensweise eröffnet er jedoch neue Möglichkeiten:
Transparenz und Vertrauen: Kunden, Partner und Investoren erhalten verlässliche Informationen zu Herkunft, Nachhaltigkeit und Umweltauswirkungen von Produkten (VDI).
- Neue Geschäftsmodelle: Daten ermöglichen innovative Ansätze wie Product-as-a-Service, optimierte Rücknahmesysteme oder Handel mit Sekundärrohstoffen.
- Optimierte Prozesse: Die Harmonisierung von Produktdaten verbessert interne Abläufe und senkt langfristig Kosten.
- Wettbewerbsvorteil: Unternehmen, die früh starten, können sich als Vorreiter für Nachhaltigkeit und Digitalisierung positionieren.
So gelingt der Einstieg – Schritt für Schritt
Ein pragmatisches Vorgehen erleichtert den Einstieg und reduziert Risiken:
- Kick-off-Workshop: Zuständigkeiten, Scope und Stakeholder definieren.
- Dateninventur: Bestandsaufnahme der vorhandenen Produktdaten und Identifikation von Lücken.
- Pilotprojekt: Start mit einem einzelnen Produkt oder einer Linie, um Erfahrungen zu sammeln.
- Standards und Tools implementieren: Offene, interoperable Lösungen wählen, z. B. AAS und GS1 Digital Link.
- Skalierung: Rollout auf weitere Produktgruppen und Märkte.
Ein Beispiel aus dem Maschinenbau zeigt, wie ein Proof of Concept mit AAS und ECLASS nicht nur zur DPP-Compliance führte, sondern auch neue Geschäftsmodelle wie Predictive Maintenance ermöglichte (VDMA).
Fazit
Der Digitale Produktpass wird die Art und Weise, wie Unternehmen Produkte entwickeln, herstellen und vertreiben, grundlegend verändern.
Wer frühzeitig handelt, kann den DPP nicht nur zur Erfüllung regulatorischer Anforderungen, sondern auch als Hebel für Digitalisierung, Effizienz und neue Geschäftsmodelle nutzen.
➡ Jetzt informieren und vorbereiten: Besuchen Sie unsere Landingpage zum Thema Digitaler Produktpass und erfahren Sie, wie wir Sie auf dem Weg zur Umsetzung begleiten können: www.techdivision.com/digitaler-produktpass
Ferner laden wir Sie sehr gerne in unser SPIN Digital Experience Lab ein, um Ansätze eines DPP in einer kohärenten Demo-Umgebung nicht nur live erleben, sondern auch selbst ausprobieren zu können.
Sie haben Fragen?
Füllen Sie einfach das nebenstehende Formular aus oder schicken Sie uns eine E-Mail an anfragen (at) techdivision.com oder Sie rufen uns unter Tel. +49 8031 22105-0 an.